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Ein Bundesverdienstkreuz zum Anfassen

Gerolstein. Werner Rätz aus Kelberg wurde das Bundesverdienstkreuz am Bande verleihen. Gewürdigt wurde das außergewöhnliche Engagement des heute 76-jährigen in zahlreichen Vereinen, kommunalpolitischen und kirchlichen Bereichen. Ganz oben auf der Liste stand dabei seine ehrenamtliche Tätigkeit zum Wohle für Menschen mit geistiger Behinderung bei der Lebenshilfe Daun und dem heutigen Unternehmensverbund der Westeifel Werke mit seinen vier Tochterunternehmen.

„Vor ziemlich genau 50 Jahren wurde ich erstmals von einem Bekannten angesprochen, der um Mithilfe bei einem für die damalige Zeit noch gänzlich unbekannten sozialen Vorhaben bat. Es ging um eine ‚Beschützte Werkstatt‘ in der alten Schule in Kopp, wo mit 3 Mitarbeitern insgesamt 23 Menschen mit geistiger Behinderung Beschäftigung und Arbeit finden sollten.“ berichtet Rätz.

Der Grundstein für eine rasante Entwicklung zur gesellschaftlichen Integration beeinträchtigter Menschen war gelegt. Im Zusammenschluss mit den Lebenshilfen Kreisvereinigungen Daun, Biburg und Prüm entstand 1979 die erste Werkstatt in Gerolstein und schnell folgten die ersten Wohnstätten und schließlich weitere Werkstattstandorte in Hermesdorf und Weinsheim.

„Gerade in der Anfangszeit wurden wir förmlich von Anfragen aus den Familien überrannt, suchten doch viele eine Teilhabemöglichkeit für ihre geistig behinderten Kinder oder Angehörigen.“, erinnert sich Werner Rätz. „Vorgefunden wurde mitunter auch ein häusliches Umfeld, indem die behinderten Menschen regelrecht versteckt wurden.“.
Gefordert war er in seiner Funktion als Schatzmeister insbesondere in finanziellen Fragestellungen.

Das sich die Zeiten mittlerweile geändert haben freut Rätz ebenso wie alle anderen Akteure. Heute sind die Einrichtungen für die behinderten Mitarbeiter und Bewohner zentraler Lebensmittelpunkt, in denen sie soziale Kontakte pflegen, am Arbeitsleben teilhaben können und in ihrem Selbstwertgefühl deutlich gestärkt werden. „Es freut mich jedes Mal zu sehen, wie glücklich die Menschen in unseren Einrichtungen sind.“ sagt Rätz mit einem zufriedenen Lächeln.

Grund genug für die Geschäftsführung der Westeifel Werke den Träger des Bundesverdienstkreuzes in eine dieser Einrichtungen einzuladen, um in einer kleinen Feierstunde mit den betroffenen Mitarbeitern die besondere Auszeichnung zu feiern. Geschäftsführer Ferdinand Niesen lobt das hohe ehrenamtliche Engagement von Werner Rätz und betont die außergewöhnlich gute, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Rätz als langjährigem Verwaltungsratsvorsitzenden der Westeifel Werke.
„Besonders das unternehmerische Denken und die Entschlossenheit im Ehrenamt Verantwortung zu tragen, zeichnen Werner Rätz aus – in einem Unternehmen, dass heute immerhin mit mehr als 1300 Mitarbeiter*innen mit und ohne Behinderung zu den größten Arbeitgebern der Region zählt.“ sagt Geschäftsführer Niesen und weiß sehr wohl, dass es bei dieser Unternehmensgröße trotz Würdigung allen sozialen Engagements, nicht ohne Wirtschaftlichkeit funktionieren kann.

Auch wenn sich Werner Rätz aufgrund seines fortgeschrittenen Alters mittlerweile aus der aktiven Vorstands- und Gremienarbeit zurückgezogen hat, verfolgt er die weitere Entwicklung in der Behindertenhilfe interessiert mit. „Nicht nur die behinderten Menschen sind selbstbewusster und selbständiger geworden – auch die Einrichtungen haben sich weiter verselbstständigt und verantworten das operative Geschäft eigenständig. Obwohl wir heute in der Sozialpolitik von der sogenannten ‚Inklusion‘ sprechen, wird es aus meiner Sicht immer Werkstätten und Wohneinrichtungen für geistig behinderte Menschen brauchen, denn eine Ideologie alleine kann eine schwere Behinderung und die damit in Verbindung stehende Hilfsbedürftigkeit nicht beseitigen.“, sagt Werner Rätz – und er weiß wovon er spricht, denn schließlich hat er das Bundesverdienstkreuz nicht ohne Grund erhalten.

Foto: Neugierig darauf wie ein Bundesverdienstkreuz aussieht und wie es sich anfühlt waren Mitarbeiter der Westeifel Werke in Gerolstein. Träger des Verdienstordens Werner Rätz (Bildmitte) folgt der Einladung der WEW-Geschäftsführung und freut sich über die Glückwünsche. (Foto: Hermann Dahm)